Weil Futre wegen seiner Rückennummer beleidigt war: Rio Ferdinand spielte angetrunken in der Premier League

Eine Verkettung unglücklicher Umstände führte dazu, dass der junge Rio Ferdinand nach einigen Drinks noch in der Premier League auflaufen musste.

Paulo Futre war zu seinen besten Zeiten ein furchterregender Flügelspieler. Dribbelstark, voller Tempo, Finesse und mit einem glänzenden Auge für seine Mitspieler ausgestattet. In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren sorgte er in Porto und bei Atletico Madrid, wo er sogar Kapitän war, für Furore. Er war portugiesischer Nationalspieler (41 Einsätze) und zeitweise ein begehrter Mann. Was Futre damals noch nicht wusste: Seine Eitelkeit sollte wenige Jahre später dafür sorgen, dass eines der größten Talente des englischen Fußballs angetrunken in der Premier League auflief.

Wie aber kam es dazu?

Weil ihm Verletzungen immer wieder zu schaffen machten, begann 1993 für Futre eine Odyssee durch mehr oder wenige namhafte Klubs Europas. Der Flügelflitzer unterschrieb bei Benfica, Marseille, Reggiana, Milan und 1996 schließlich bei West Ham United. Futre wähnte sich weiter als Künstler und ließ sich bei den Hammers zusichern, mit der prestigeträchtigen '10' auf dem Rücken auflaufen zu dürfen.

Als Futre abdampfte: Rio Ferdinand saß schon an der Theke

Als Futre dann aber vor dem Saisonauftakt West Hams beim FC Arsenal in die Kabine kam, lag ein Trikot mit der '16' für ihn bereit. Zu viel für den stolzen Portugiesen! Er stürmte aus der Kabine, weigerte sich, aufzulaufen und verließ Highbury per Taxi noch vor dem Anpfiff.

Er erinnerte sich Jahre später bei FourFourTwo an den auf der Insel legendären Vorfall: "Wir hatten uns auf eine entsprechende Vertragsklausel geeinigt und ich hatte die Nummer während der gesamten Vorbereitung getragen. Es kam das erste Spiel gegen Arsenal. Ich wärmte mich auf, duschte und wollte mich umziehen, als ich das Jersey mit der '16' sah. Ich rief: 'Nein, doch nicht die verdammte '16'! Nummer '10'!"

Unweit der West-Ham-Kabine saß ein Jungspund, der unmittelbar die Konsequenzen des überraschenden Futre-Abgangs zu spüren bekam. Ein 17-Jähriger, der in der Vorsaison sein kurzes Premier-League-Debüt gefeiert hatte und der nun unverhofft in den Kader für den Auftakt gegen die Gunners rutschen sollte: Rio Ferdinand.

Rio Ferdinand West Ham

Während ein solcher Umstand jeden Nachwuchsprofi in Hochstimmung versetzen dürfte, war Ferdinand schockiert, dass Trainer Harry Redknapp seinen Kader nun doch mit ihm auffüllte. Denn der Teenager saß längst an einer Theke und hatte angefangen, sich zu betrinken.

Rio Ferdinand wurde gegen Arsenal betrunken eingewechselt

Ferdinand beichtete im The Mo Giligan Podcast: "Ich stand nicht im Kader, also ging ich in die Bar und hatte drei Brandy mit Cola. Auf einmal kam der Zeugwart und meinte, ich müsse mich umziehen - während ich noch einen Brandy mit Coke in der Hand hielt."

"Also wurde ich in den Kader geholt und dann saß ich da. Ich war auf der Bank und dachte, bitte bring mich nicht", so der heute 44-Jährige weiter. "Drei Brandy mit Cola, ich kann nicht auf das Feld kommen. Ich kann nicht spielen.“

Die Wünsche des Innenverteidigers wurden allerdings nicht erhört. Beim Stand von 0:2 wurde er wenige Minuten vor dem Abpfiff eingewechselt - fiel aber während seiner Einsatzzeit weder positiv noch negativ auf.

Bis 2000 spielte Ferdinand noch für die Hammers, dann ging es nach Leeds, wo er seinen Durchbruch schaffte und sich für den 46-Millionen-Euro-Transfer zu Manchester United im Sommer 2002 empfahl. Lange Jahre gehörte er in der Folge zu den besten Verteidigern der Welt, gewann mit den Red Devils unter anderem sechs englische Meisterschaften und die Champions League.

Rio Ferdinand trank zu West-Ham-Zeiten häufig

Laut Ferdinand schaffte er dies auch, weil er seinen Lebenswandel zusehends in den Griff bekam. Während er bei West Ham häufiger zum Glas gegriffen hatte, war damit anschließend Schluss: "Ich war verrückt. Teile meiner Zeit bei West Ham sind verschwommen. Wenn die Leute über Leistungen und Ergebnisse zu bestimmten Zeiten reden, kann ich nur daneben sitzen und mit dem Kopf nicken. Ich habe keine Ahnung, worüber sie reden, ich erinnere mich nicht."

An den denkwürdigen Abgang Paulo Futres in Highbury wird er sich dagegen immer erinnern.

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